Archiv für die Kategorie ‘Rezensionen’

Liegt es an der dunklen Jahreszeit? Oder dieser unangenehmen weltpolitischen Stimmung? Oder war es einfach mal wieder höchste Zeit? Eigentlich egal. Ich verschlinge momentan mit größtem Vergnügen einen Horror-Roman nach dem nächsten und ein Ende ist noch nicht abzusehen. Auf meinem bisherigen Trip habe ich nun einige mir bisher unbekannte Autoren und kleine Verlage (z.B. den Luzifer Verlag sowie den mir bereits bekannten Festa Verlag) für mich entdeckt, die zu diesem Thema eine sehr gute Auswahl bieten.
Habt Ihr Lust, mehr über meine düsteren Ausflug durch die Horrorliteratur zu erfahren? Dann folgt mir bitte. Aber Achtung, ich zeige Euch ein paar echt unheimliche Ecken!

Es ist ja nicht so, dass Horrorliteratur für mich ein Neuland wäre, aber gerade in meiner Zeit als Buchhändlerin habe ich schon darauf geachtet, meinen Lesekonsum möglichst weitgestreut zu halten. Mal einen Thriller, mal einen normalen Roman, mal ein Jugendbuch, mal eine Horror- oder Fantasy-Geschichte… Seit meinem Berufswechsel vor bald zwei Jahren kann ich meinen Konsum nun ohne schlechtes Gewissen frei gestalten. Wie jetzt gerade.
Nach dem nun Stephen King (gemeinsam mit Sohn Owen) mit „Sleeping Beauties“ nicht so ganz meine hohen Erwartungen erfüllen konnte, las ich eine Weile später das von ihm empfohlene „HEX“ von Thomas Olde Heuvelt. Während das King-Gespann zwar eine sehr interessante Idee als Ausgangspunkt hatte (weltweit wachen die schlafende Frauen nicht mehr auf und die Männer sind darum mehr oder weniger auf sich allein gestellt), aber diese nicht wirklich spannend ausgeschöpft hat, hat mich „HEX“ sowohl mit seiner Idee, als auch deren Umsetzung, von Anfang bis Ende überzeugt. In diesem Roman geht es um die kleine Stadt Black Spring, in der die Hexe Katherine zu Hause ist. Sie lebt dort nicht in einem gruseligen Hexenhaus, das von den Kindern gemieden wird, nein, sie wandert einfach durch die Stadt und seine Gebäude. Behangen mit Ketten und die Augen und der Mund sind zugenäht, um mögliche Verhexungen zu vermeiden. Da kann es also vorkommen, dass Katherine, wie am Anfang der Geschichte, plötzlich in einem Zimmer steht. Die dort lebende Familie hängt ihr einfach ein Tuch über den Kopf und geht zum Alltag über. Befindet sich Katherine mal auf einem öffentlichen Platz, an dem Touristen auftauchen könnten, wird ihr Auftritt von der Gemeinde sofort (oft sehr fantasievoll) vertuscht. Doch ungefährlich ist sie trotzdem nicht und alle Bewohner von Black Spring müssen mit dem Fluch leben, dass sie niemals für länger Zeit die Stadt verlassen können und mit Ortsfremden nicht über die Hexe reden dürfen. Doch dann passieren ein paar Dinge, die dieses wackelige Sicherheitskonstrukt ins Wanken bringen und auf einmal sind die Hexe sowie die gesamte Kleinstadt außer Kontrolle.
Eine wirklich spannende und angenehm gruselige Atmosphäre, von der ersten bis zur letzten Seite! Interessant ist auch, dass die Geschichte vom Autor bereits in den Niederlanden veröffentlicht und für diese internationalere Fassung überarbeitet und mit einem neuen Ende versehen wurde. Das Ende in dieser Version war sehr passend, doch mich würde natürlich auch das andere Ende sehr interessieren! Wer also etwas darüber weiß, darf sich sehr gerne bei mir melden!

hex

Meine nächste Station war „Das Haus der Monster“ von Danny King. Nein, weder verwandt noch verschwägert, soweit ich weiß. Höchstens Seelenverwandt, denn auch hier werden dem Leser im unterhaltsamen Plauderton unglaubliche Geschichten erzählt – und man hört sehr gern zu!
John Coal muss erkennen, dass er nun der alter Sonderling in seiner Stadt ist. Wie konnte denn das passieren? Als ein paar Nachbarsjungen in seinem Haus einbrechen, lässt er sie nicht gehen und erzählt ihnen Geschichten. Besser gesagt: Geschichten aus seinem unheimlich(en) ereignisreichem Leben. Nicht nur diese Geschichten, auch die Rahmenhandlung sind sehr unterhaltsam und angenehm gruselig. Das weckte meinen Hunger nach mehr!

Haus der Monster

Also landete ich im „December Park“ von Ronald Malfi. Nicht nur, dass ich den Autor ständig „Roland“ nennen möchte, wie Kings Hauptfigur in der „Der dunkle Turm„-Reihe, auch sonst gibt es hier wieder einen Bezug zu Stephen King (der auch namentlich im Roman erwähnt wird). Die Geschichte erinnerte mich an „Die Leiche“ / „Stand by me“. Nur, dass wir hier nicht in den 60ern, sondern den 90ern ein paar Jungs kennenlernen und durch eine abenteuerliche Zeit begleiten. Auch in diesem Roman gibt es keine übersinnlichen Elemente, es ist eher ein Coming-of-Age-Thriller.
In der kleinen Stadt Haring Farms verschwinden innerhalb kurzer Zeit mehrere Jugendliche, von denen angenommen wird, dass sie einfach nur abgehauen sind. Doch als die Leiche eines Mädchens gefunden wird, kommt der Verdacht auf, dass die verschwundenen Teenager einem Serienkiller zum Opfer gefallen sind, den die Presse „Piper“ tauft. Unsere Jungs wollen den Fall auf eigene Faust aufklären, was sie natürlich selbst in Gefahr bringt.
Ich war total begeistert und echt traurig, als der wilde Trip durch diese spannende Geschichte vorüber war! Der Autor darf wirklich mit dem guten King verglichen werden, denn die Figuren sind sehr dreidimensional gezeichnet und wachsen einem schnell ans Herz. Absolute Leseempfehlung!

December Park

Also war die „Nachtparade“, ebenfalls von Ronals Malfi, eine logische nächste Wahl. Auch hier ein King-Vergleich gefällig? Nicht ganz so episch wie „The Stand“ / „Das letzte Gefecht“, doch in der „Nachtparade“ geht es ebenfalls um einen Virus, der den Großteil der Menschheit umbringt. Wir beginnen auf der ersten Seite in der Mitte der Geschichte, die zwischen der nahen Vergangenheit (als der Virus ausbrach) und der Gegenwart, in der ein Vater mit seiner Tochter allein auf der Flucht ist, springt. Also dauert es eine Weile, bis man herausfindet, was passiert ist und wohin die Reise gehen soll. Am Anfang befürchtete ich, schnell gelangweilt zu werden, schließlich gab es dieses Thema schon häufiger in Büchern und Filmen, doch Malfi hat mich mehrmals mit interessanten Gedanken und raffinierten Ideen überrascht.
Also kann ich auch die „Nachtparade“ (was es mit dem Titel auf sich hat, wird im Laufe der Geschichte verraten) sehr empfehlen!

nachtparade

Meine nächste Lesestation war der „Der Höllenexpress“ von Christopher Fowler. Dieser Lesetrip ging mehr in die Richtung „Horror“, als die vorherigen. Ja, es gab Splatter, ja, es gab spritzendes Blut und gerne mal fliegendes Gedärm, doch es gab auch jede Menge Humor!
Und das alles in mehreren Geschichtenfäden, die kunstvoll miteinander verwoben sind: Da hätten wir die Hammer-Studios in den 60ern, einst bekannt für Verfilmungen wie „Dracula“ mit Christopher Lee, dann ein kleines Mädchen um 1900, das ein merkwürdiges Spiel entdeckt, und letztendlich den Höllenexpress selbst, im Jahr 1916, dessen Fahrgäste eine wahrhaft höllische Fahrt erleben.
Man kann ihn beim Lesen direkt sehen, diesen quitschbunten Horror aus den Horrorfilmen der 60er- und 70er Jahre: wild, oft frivol, schräg, überraschend, humorvoll! Ja, die Fahrt war höllisch gut und machte verdammt viel Spaß!

Höllenexpress

Sofort folgte der Wechsel zum nächsten Autor. Sollte mein guter Lauf an guten Horror-Romanen anhalten? Aber klar, mit „Die Opferung“ von Graham Masterton hatte ich zum Glück wieder einen Treffer gelandet. Der Brite wurde in den Rezensionen mehrfach als „Großmeister des Horror“ gefeiert, was ich nun durchaus bestätigen kann.
Der Roman ist eine Homage an den Cthulu-Mythos von H.P. Lovecraft und ich wurde wieder sehr positiv überrascht. Die Geschichte handelt von David Williams, der mit seinem Sohn in ein Haus zieht, um dieses im Auftrag der abwesenden Besitzer zu renovieren. In diesem Haus passieren merkwürdige Dinge (bewegen sich Menschen auf Fotografien und ist da eine riesige Ratte mit menschlichem Gesicht auf dem Dachboden?). Doch vor allem gibt es unerklärliche Lichter und grauenvolle Geräusche in der Nacht…
Mein Wissen über den Cthulu-Mythos ist begrenzt, vielleicht hab ich dadurch einige Parallelen nicht mitbekommen, aber dieser Roman hier war wirklich spannend, unheimlich, brutal und faszinierend! Was mir besonders gefallen hat, war, dass auch hier eine recht bekannte Grundstory („gruseliges Haus“) sich als total unvorhersehbar und überraschend entpuppte. Wieder eine absolute Leseempfehlung!

Die Opferung

Mit welchem Buch ich meinen Horror-Trip fortgesetzt habe? Mit einem weiteren Roman von Graham Masterton, nämlich „Die Schlaflosen“. Das war bisher die heftigste Horrorstory auf meiner aktuellen Lesetour der finsteren Art. Aber auch nicht härter als Cody McFadyen (nebenbei bemerkt, sein letzter sehr sehr lang erwarteter Roman „Die Stille nach dem Tod“ war eine echte Enttäuschung).
Es beginnt mit dem Helikopterabsturz eines frisch ernannten Bundesrichters und seiner Familie, die den Absturz zwar überlebt haben, aber dann von einem Unbekannten verstümmelt und ermordet werden. Später werden die Leichen entdeckt, nur die Tochter ist verschwunden. Stecken dahinter die geheimnisvollen „weiß-weißen“ Männer mit den Sonnenbrillen? Die Versicherungsgesellschaft lässt den Unfall untersuchen. Der zuständige Ermittler hat jedoch mit seinen ganz eigenen Dämonen zu kämpfen und stößt auf mysteriöse Zusammenhänge.
In dieser Geschichte gibt es viele rote Fäden, die kunstvoll miteinander verwoben sind und in einem großen Finale zusammentreffen. Spannend, brutal, mystisch und ebenfalls ein wirklich lesenwertes Horrorabenteuer!

schlaflosen

Was als nächstes kommt? Schauen wir mal…

In diesem Sinne: Lange Tage, angenehme Nächte und süße Träume… bis bald!

 

 

 

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Damit sich nicht wieder so ein großer Stapel anhäuft, gibt es jetzt schon druckfrischen Nachschub:

Die Kometenjäger“ von Marc Deckert
Dieser Roman war eine echte Überraschung. Ganz unscheinbar stand er zwischen all den Leseexemplaren bei uns in der Filiale, mit zerrissenem Einband, und einem knappen Klappentext:
Es muss dunkel sein …

Sehen ist schwieriger als Glauben. Ohne meinen Freund Tom hätte ich das wohl nie begriffen. Ohne ihn wäre mir zum Beispiel für immer verborgen geblieben, wie viele Phasen, Nuancen und Zwischenräume die Dunkelheit hat. Und erst recht hätte ich niemals erfahren, was wirklich danach kommt …

… wenn wir die Sterne am Himmel erkennen wollen.
Ich hab die erste Seite überflogen, mein Interesse war geweckt, hab den Bucheinschlag mit Tesa geflickt und ihn adoptiert.
Der Dank war eine wirklich tolle und sympathische Geschichte + einem kleinen Einführungskurs in die Astronomie.
Philipp ist 28 und lebt und jobbt in Landsberg am Lech recht ziellos vor sich hin. Der Vater eines Freundes bietet ihm an, die Illustrationen für ein Kindersachbuch über das Weltall zeichnen. Um sich Inspiration zu holen, besucht er eine Sternwarte und begegnet dort dem einige Jahre jüngeren Tom, dessen ganze Leidenschaft die Astronomie ist. Die beiden recht unterschiedlichen jungen Männer freunden sich an. Und als Tom in einer „Sternenangelegenheit“ eine Reise in die USA unternimmt, begleitet Philipp ihn. Mehr möchte ich gar nicht verraten.
Ich hoffe, dass dieser tolle Roman ganz viele Leser findet, die danach ebenso begeistert sind wie ich, und ebenfalls wieder öfter in den Sternenhimmel schauen. Außerdem hoffe ich, dass Herr Deckert es nicht bei diesem Debütroman belässt!

Oneiros“ von Markus Heitz
Ach schön, ein neuer Markus Heitz!
Wie schlimm muss es sein, zu wissen, dass immer alle Lebewesen um einen herum sterben, sobald man einschläft… Und wie gefährlich erst, wenn man auch noch Narkoleptiker ist!
Aus diesen beiden Gedankenspielen hat Markus Heitz wieder einen spannenden Roman gezaubert.
Konstantin, ein Bestatter aus Leipzig ist mit dem Fluch der Todschläfer geschlagen, weswegen er nur wenig oder abgeschieden auf einem Boot schläft. Er ist nicht der einzige. Auch nicht der einzige, der auf der Suche nach dem außer Kontrolle geratenen Narkoleptikers ist, der eben mal versehentlich alle Insassen eines Flugzeugs umbringt.
Phantastisch, spannend, rasant, gut recherchiert (mit kurzen Märchen, Sagen und Geschichten über den Tod, die in dem Roman eingebettet sind) – wie erwartet!

Young Sherlock Holmes – Der Tod liegt in der Luft“ von Andrew Lane
Hhm… ich hatte mir etwas mehr von erhofft. Wo ich doch momentan, dank der gigantischgrandiosengroßartigen „Sherlock„-Serie in der perfekten Sherlock-Stimmung bin. Und den Film aus den 80ern von Chris Columbus, „Das Geheimnis des verborgenen Tempels„, in dem es auch um den jugendlichen Holmes geht, mag ich immer noch sehr.
In dem 14jährigen Sherlock, dem wir hier begegnen, ist der zukünftige Meisterdetektiv leider kaum zu erkennen. Es ist einfach nur ein aufgeweckter und netter Junge, der in seinen Sommerferien beim Onkel in einen Kriminalfall stolpert. Gemeinerweise ist es auch noch ein erster Teil und wird mindestens eine Trilogie. Doch ich schätze, es wird mein einziger bleiben.
Eine der interessantesten, intelligentesten und ungewöhnlichsten Figuren der Literatur muss diese Eigenschaften auch bereits als Schüler gehabt haben. Dieser Junge hat sie nicht. Der Roman ist nicht schlecht, eine gute Jugendkrimigeschichte, aber eben kein glaubwürdiger Holmes.

Identität“ von Dan Chaon
Ich bin echt überrascht, dass dieser Roman so wenig gute Rezensionen bekommen hat. Aber schätze, es liegt an dem irreführendem Wort „Thriller“ auf dem Cover. Denn wer einen klassischen rasanten Thriller erwartet, wird einfach enttäuscht sein. Dabei fängt die Geschichte ziemlich hart an: Einem Sohn wird von einem ihm Unbekannten eine Hand amputiert, weil der Vater etwas nicht sagen oder zugeben möchte.
Doch der Rest des Romanes ist relativ frei von Gewalt.
Psychodrama trifft es besser. Ich mochte die intensive Figurenzeichnung, diese schwüle, düstere und rastlose Stimmung, die an einen „Film noir“ erinnert, ich habe gespannt die drei Hauptfiguren verfolgt, die alle mit Identitätswechsel oder Identitätsraub zu tun haben. In vielen Rückblicken werden ihre Geschichten erzählt, während sie alle unterwegs sind, auf der Suche oder auf der Flucht.
Und am Ende führen alle Fäden zusammen…
Sprachlich sehr angenehm, spannende Figuren, intelligente Unterhaltung mit überraschenden Wendungen – viel besser als jeder 08/15-Thriller! Oder, um es mit Jonathan Franzen zu sagen:
Ich habe lange darauf gewartet, dass jemand mal ein richtig gutes Buch über Identitätsraub schreibt, und ich bin sehr froh, dass Dan Chaon es nun getan hat!

Vatermord und andere Familienvergnügen“ von Steve Toltz
Wo also soll ich mit dem Bericht unserer schrecklichen Odyssee ansetzen? Mach’s nicht zu kompliziert, Jasper. Vergiss nicht, dass die Vereinfachung komplexer Zusammenhänge die Menschen zufriedenstellen, nein, geradezu begeistern. Abgesehen davon, meine Geschichte ist verdammt gut – und zudem auch noch wahr. Ich weiß nicht, warum, aber darauf scheinen die Leute Wert zu legen. Mich selber hingegen würde es vor Neugier kaum auf dem Stuhl halten, wenn mir einer sagen würde: >Ich muss dir ’ne tolle Geschichte erzählen, und jedes Wort davon ist glatt gelogen!<
Ich kann es genauso gut jetzt zugeben: Was folgt, handelt zu gleichen Teilen von meinem Vater wie von mir. Ich finde es grässlich, dass niemand seine Lebensgeschichte erzählen kann, ohne seinen Erzwidersacher zu einer Berühmtheit zu machen, aber das liegt nun mal in der Natur der Sache. Und die Sache ist die: Ganz Australien verachtet meinen Vater wohl wie keinen Zweiten, genauso wie sie seinen Bruder, meinen Onkel, wie keinen Zweiten verehren.“ (S. 13)
Mehr sollte man über diesen Roman gar nicht wissen, bevor man mit dem Lesen beginnt, denn dann erwartet einen ein wilden Trip voller Überraschungen. Dieser dauert fast 800 Seiten an, ist herrlich schräg, spannend, intelligent und einfach nur verdammt gut! LESEN!!!

Die Tribute von Panem 1 & 2 & 3“ von Suzanne Collins
Ja, ich hab sie gelesen, alle drei Teile. Und sogar recht flott hintereinander. Der erste war toll, der zweite schon etwas weniger und der dritte… na ja…
Durch nicht näher erläuterte Umstände wird Nordamerika in einer fernen Zukunft „Panem“ heißen und vom „Kapitol“ beherrscht. Nach einem Aufstand wurden aus den einst dreizehn Distrikten nur noch zwölf Distrikte, die in relativer Armut im Gegensatz zum luxuriösem Kapitol leben. Und jedes Jahr finden, in Erinnerung an diesen Aufstand, die „Hungerspiele“ statt, in dem aus jedem Distrikt ein Junge und ein Mädchen ausgelost werden. Diese 24 Kinder kämpfen dann in den Hungerspielen gegeneinander. 23 sterben und der Sieger und sein Distrikt werden reich belohnt.
Als die kleine Schwester von Katniss gezogen wird, meldet sie sich freiwillig als Tribut, um ihre Schwester zu verschonen. Und die 74. Hungerspiele um Leben und Tod beginnen.
Mehr kann man nun gar nicht erzählen, ohne die Geschichten der zwei weiteren Bände zu verraten.
Der erste Band war noch eine bitterböse Satire auf die ganzen Castingshows, der zweite fast nur noch ein neuer Aufguss und der dritte Teil ist dann eher ein Kriegsbericht, in dem viele Charaktere vollkommen verändert wirken, was dem Ganzen die Glaubwürdigkeit nimmt.
Die Verfilmung des ersten Teils war übrigens eine ziemlich Enttäuschung.

Die schöne Kunst des Mordens“ von Jeff LindsayACHTUNG: Voller „Dexter“-Spoiler!
Der vierte „Dexter„-Roman.
Es ist schon eine komische Sache, wenn man sowohl die TV-Serie als auch die Roman-Reihe über den sympathischen Serienkiller Dexter Morgan verfolgt. Denn ab dem zweiten Band/der zweiten Staffel gehen beide Varianten verschiedene Wege. In der TV-Serie wird Dexter Vater und Rita stirbt, in den Romanen lebt sie weiter, aber ihre beiden Kinder aus erste Ehe werden zu Dexters Schülern, was ich etwas befremdlich finde. Im Roman weiß seine Schwester von seiner düsteren Leidenschaft, in der Serie nicht – und in den Romanen kommt sie zu dem auch noch recht unsympathisch rüber, was sie im TV nicht ist. Auch sonst gibt es noch einige Unterschiede. Dennoch ist der Stil (besonders auch der trockene Humor) sehr ähnlich, und während des Lesens sieht und hört man eben den TV-Dexter.
Ok, worum gehts es in diesem Roman?
Ein neuer und ziemlich kreativer Serienkiller treibt in Miami sein Unwesen. Er dekoriert die Leichen und hinterlässt davon Videos auf YouTube. Und auch eines von Dexter beim Morden…
Wer die Reihe und/oder die Serie kennt, den erwartet ein unterhaltsamer Thriller. Ich persönlich mag die TV-Serie mehr.

Blackout“ von Marc Elsberg
Ein Horrorroman ohne Monster. Nur ein erschreckend realistischer Roman über eine Welt ohne Strom. Etwas, was hoffentlich niemals passiert, aber nicht ausgeschlossen ist. Ein ähnliches Thema hatte schon der großartige „Rattentanz“ von Michael Tietz.
Auch hier war die Recherche außerordentlich gründlich, es gibt so viele Dinge, über die man sich noch nie ernsthafte Gedanken gemacht hat. Innerhalb von zwei Tagen wäre die Welt, die wir kennen, eine vollkommen andere und sehr viel härtere Welt.
In Europa fällt, durch einen terroristischen Anschlag, nach und nach der Strom aus. Wir begleiten einige Personen, auch die Attentäter, über mehrere Tage. Es gibt weder Strom, noch Wasser, noch Heizung. Und schnell schlägt die anfängliche Solidarität und Hilfsbereitschaft der Menschen untereinander in Gewalt und Abzocke um.
Spätestens ab der Hälfte des Buches spielt man mit dem Gedanken, sich einen großen Vorrat an Batterien, Wasser und Konserven anzulegen.
Ein schrecklich spannender Roman!

Okkult“ von Peter Straub
Ein harter Knochen. Aber ich hab mich durchgebissen.
Gelohnt hat es sich allerdings nicht.
Ich mochte Peter Straubs Zusammenarbeit mit Stephen King, gemeinsam haben die beiden „Der Talismann“ und „Das schwarze Haus“ geschrieben, zwei wirklich gute Romane, an die ich mich nach all den Jahren noch sehr gut erinnern kann. Es soll irgendwann auch noch einen dritten Teil geben, auf den ich mich jetzt schon freue. Das war wohl der Grund, der mich zu diesem erst kürzlich erschienen Roman greifen ließ. Auch der Klappentext klang spannend:
Der charismatische Campus-Guru Spencer Mallon nutzt die Ergebenheit seiner jungen Anhänger schamlos aus – auch um sexuelle Gefälligkeiten zu erhalten. Als er eines Tages mit seinen Verehrern ein okkultes Ritual abhält, kommt es zur Katastrophe: Zurück bleiben eine zerstückelte Leiche und die zerrütteten Seelen der Teilnehmer an der teuflischen Messe …
Leider ist die Geschichte dahinter einfach nicht spannend, nur ziemlich verworren. Was nach Horrorthriller klingt, ist eine anstrengende Reise voller Zeitsprünge – hin und zurück. Das erste Viertel macht noch irgendwie Spaß und man ist neugierig darauf, was nun wirklich passiert ist, aber der Weg dahin wird immer langatmiger und was man dann zu guter Letzt erfährt, ist weder großartig überraschend, noch interessiert einen dann besonders…
Meine einzige Empfehlung: Finger weg. Lohnt sich nicht.

SaRg niemals nie“ von Dan Wells
Seine Trilogie über den jugendlichen Serienkiller war der Hammer, der Einzelroman („Du stirbst zuerst„) danach enttäuschend. Also waren meine Erwartungen nicht besonders groß. Zumal es sich hier auch noch einen „witzigen Vampirroman“ handelt, der um 1800 spielt… hhm… das schreit nach einer weiteren Enttäuschung. Aber: Mitnichten! Schon in seinen anderen Romanen schwang ein angenehmer schwarzer Humor durch die Zeilen, aber hier gibt er alles und hat mich an die richtig guten Romane von Christopher Moore erinnert. Tolle Situationkomik, die, ohne platt zu wirken, einfach nur Spaß macht!
Frederick Whithers gelingt die Flut aus dem Gefängnis. In einem Sarg. Und als er aus diesem mitten in der Nacht entsteigt, halten ihn Vampire für den Erhabenen, ihren Obervampir. Sein bester Freund und Verbündeter auf der Flucht vor den Vampiren und dem wahren Obervampir wird John Keats, ein poetischer Wundarzt. Später kommt auch noch die junge Mary Shelley hinzu, die Körperteile von Leichen sammelt.
Ein schräges und äußerst unterhaltsames Lesevergnügen!

Mein böses Herz“ von Wulf Dorn
Der vierte Roman von Herrn Dorn, diesmal für Jugendliche ab 14 Jahren. Und aus der Sicht eines Mädchens geschrieben. Auch hier war meine Erwartung etwas verhalten, seine ersten beiden Romane haben mir sehr gut gefallen, aber der dritte war etwas schwach. Doch „Mein böses Herz“ war wieder ein wirklich spannender und gutgeschriebener Thriller! Die sechszehnjährige Doro hat einen Aufenthalt in der Psychiartrie hinter sich, als sie mit ihrer Mutter aufs Land zieht. Der Tod ihres kleinen Bruders, den sie eines Morgens leblos im Bett vorfand, hat sie ziemlich mitgenommen. Zumal sie noch immer nicht weiß, was am Vorabend, als sie auf das Kleinkind aufpassen sollte, wirklich passiert ist. Ob sie vielleicht Schuld am seinem Tod ist.
Eines Abends taucht in dem Schuppen neben ihrem Haus ein verstörter Junge auf, der von etwas „Bösem“ stammelt, das hinter ihm her ist. Und schon ist er auch wieder verschwunden. Richtig unheimlich wird es, als sie erfährt, dass der Junge, den sie dort sah, ein paar Tage zuvor verstorben ist…
Man merkt auch hier wieder, dass Herr Dorn sich sehr gut mit der Psyche des Menschen und psychiartischen Kliniken auskennt, und, zum Glück, überhaupt nicht, dass da ein erwachsener Mann aus der Sicht eines jungen Mädchens geschrieben hat. Ein richtig toller Thriller mit Sommerfeeling!

Ich bin ein Genie und unsagbar böse“ von Josh Lieb
Ok, ich bin kein 12jähriger Junge, also nicht die eigentliche Zielgruppe. Aber ich mag Romane über schräge und altkluge Jungs. Trotzdem das so ein Roman ist, mit viel bissigem Humor, wurde ich mit dem kleinen, unsagbar bösem Genie nicht wirklich warm. Er war mir zu viel Genie (der mit 12 Jahren der drittreichste Mensch der Welt ist, weil er sich schon in ganz jungen Jahren, dank seiner Intelligenz, ein geheimes Imperium aufgebaut hat und als nächstes Ziel die Weltherrschaft anstrebt) und zu unsagbar böse. Oder eigentlich nur unsagbar traurig, ohne sich selbst dessen bewußt zu sein. Zum Glück hat sich das dann zum Ende hin etwas relativiert. Und seine fiesen Streichen haben auch einiges Gute bewirkt. Trotzdem. Auch wenn der Autor sonst für die Simpsons schreibt und dieser Humor in manchen Szenen angenehm durchblitzte, auch wenn die Bilder (zwischendurch gibt es immer wieder Fotografien, die sich auf die Handlungen beziehen) und einige Ideen echt unterhaltsam waren, hat mich der Roman einfach nicht richtig begeistern können.

Ich hab mir nun endlich die drei (1, 2, 3) ersten (von sechs) Graphic Novel-Versionen von Stephen Kings Meisterwerk (und Mörderschinken) „The Stand – Das letzte Gefecht“ gekauft. Das erste Heft ist schon gelesen und war um Längen besser, als die Comic-Umsetzung von „Der Dunkle Turm„. Sehr stimmungsvoll gezeichnet und, im Gegensatz zur bebilderten „Turm“-Version, sogar richtig gut geschrieben!

The Stand“ soll übrigens Ende des Jahres erneut verfilmt werden: Mehr Infos dazu hier.

Und von der schon mehrmals totgesagten „Der Dunkle Turm„-Verfilmung gibt es einen frischen Hoffnungsschimmer: Mehr dazu hier.

Über 30 Romane habe ich seit dem letzten Rezi-Posting, also Juli 2012, komplett gelesen. Ich gebe zu, dass ich zwischendurch überlegt habe, einfach keine mehr zu schreiben, aber nun mache ich das schon so viele Jahre, da wäre es schade, jetzt einfach aus Faulheit damit aufzuhören.
Vor mir liegt nun eine Liste mit den all den Titeln. Im Augenblick habe ich noch keinen Schimmer, wie ich all die Bücher schmerzfrei in einen Eintrag bekomme. Richtige Rezensionen werden das wohl nicht werden, aber egal…

… fangen wir mal mit Thrillern an:

Der Beste war ganz klar „Der Anschlag“ von Stephen King! Mit seinen 1056 Seiten ein Monster von einem Roman, aber ohne eben solche – leider hält sich ja hartnäckig das Vorurteil, Mr. King schreibt nur Horrorgeschichten. Falsch! Das einzige Übernatürliche ist hier eine Zeitreise (in der ein Mann die Möglichkeit bekommt, den Anschlag an Kennedy zu verhindern), der große Rest ist spannende, gut recherchierte Zeitgeschichte und ein psychologisch interessantes Drama. Hier gibts dazu einen lesenwerten Artikel auf Spiegel Online. Eine Zeitreise in die 60er Jahre, die sich wirklich lohnt – ABSOLUTE Empfehlung!!!
Ebenfalls sehr empfehlenswert sind „Fünf“ und „Saeculum“ von Ursula Poznanski (die mich damals schon mit „Erebos“ so begeistert hat). „Saeculum“ ist ein Jugendthriller, in dem ein paar Jugendliche abgeschnitten von der Zivilisation eine Woche im Wald leben und einige von ihnen plötzlich spurlos verschwinden. „Fünf“ ist der erste Thriller für Erwachsene der Autorin und wieder ein absoluter Volltreffer: Ein Serienkiller, der das (sehr sympathische) Ermittlerteam mit Geocatching der besonderen Art frische Luft und dem Leser viel Spannung verschafft. Ich freu mich jetzt schon auf ihren nächsten Roman, Frau Poznanski kann wirklich enorm gut und spannend schreiben! Laßt Euch das nicht entgehen!
Großartig war auch die Fortsetzung vom „Augensammler“ von Sebastian Fitzek, nämlich „Der Augenjäger„. Hier war der zweite Teil noch besser, als der erste. Ich hab nun alle seine Romane gelesen und das war auch insgesamt der beste! Der Meister der Cliffhanger und Pageturner hat ja leider öfter etwas enttäuschende Auflösungen, aber hier stimmt einfach alles!
Enttäuscht war ich von „Töte mich“ von Jon Osborne, der Verlag versprach einen zweiten Cody McFadyen, aber da kann er leider noch nicht mithalten. Das Ende war einfach absolut unbefriedigend. Schade!
Genauso war es mit „Der dunkle Wahn“ von Wulf Dorn. Seine ersten beiden Romane waren enorm gut, aber dieser hier… hhm… insgesamt etwas schwach. Auch „Im Wald der stummen Schreie“ von Jean-Christophe Grangé war nur noch ein Abklatsch seiner besseren Thriller. Zeitweise sehr stimmungsvoll, aber die Geschichte an sich und besonders die Auflösung war eine müde und vorhersehbare Wiederholung.
Eine sehr positive Überraschung war „Schwarzer Schmetterling“ von Bernard Minier. Den habe ich nicht freiwillig angefangen (war so eine Art „Hausaufgabe“ von meiner Chefin), aber war sofort begeistert! Der Stil erinnerte an den guten Grangé, eine sehr dichte Atmosphäre und spannende Charaktere. Und, es besteht die Hoffnung auf eine Fortsetzung! Ja, bitte schnell Nachschub!
Hier wird es auf jeden Fall noch Nachschub geben, denn „Niceville“ von Carsten Stroud ist der erste Teil einer Trilogie: Im Klappentext wird er als eine Mischung aus King, Tarantino, Faulkner und David Lynch beschrieben, was ich absolut unterschreiben kann! Unheimlich (und) spannend, abgedreht, brutal, phantastisch! Und man sollte ein gutes Namensgedächtnis haben, denn in dieser Stadt leben viele interessante Menschen, die durch ein noch nicht enthülltes Geheimnis miteinander verbunden sind… Als Fernsehserie würde die Reihe garantiert auf meine Top 10 kommen!
Auch für die Fortsetzung von „Eine Klasse für sich“ von Scarlett Thomas, nämlich „Faule Tricks„, sollte man  ein gutes Namensgedächtnis haben und eben den ersten Teil kennen. Dann kommt man in den Genuss eines guten und spannenden Thrillers! Ihr bester Roman aber ist und bleibt für mich aber die „Troposphere„!
Und nun noch mal eine leichte Enttäuschung: „Du stirbst zuerst“ von Dan Wells. Seine Trilogie über den jungen Soziopath John Wayne Cleaver („Ich bin kein Serienkiller„, „Mr. Monster“ und „Ich will dich nicht töten„) war einfach rundrum gelungen, aber dieser Einzelband konnte da nicht mithalten. Die Story war etwas zu absurd und hatte zwischendurch unnötige Längen , außerdem habe ich den intelligenten Schwarzen Humor vermisst, der die Trilogie so besonders gemacht hat.
Kein klassischer Thriller war „Sommerhaus mit Swimmingpool“ von Hermann Koch, aber da es einen Mord und viel Spannung gibt, darf er sich hier einreihen. Sein erster Roman („Angerichtet) war schon raffiniert und böse, aber hier ist er noch härter und der Zynismus noch bissiger. Einem Arzt wird vorgeworfen, einen befreundeten Patient mutwillig durch einen Kunstfehler getötet zu haben. Ein echt böser Roman, an den man nun wohl bei jedem Arztbesuch denken muss.
Zu guter Letzt noch der ziemlich durchgeknallte und kurzweilige Horrorkrimi „Grabräuber gesucht“ von Jeff Strand, der vor gelungenem Wortwitz nur so sprüht, dass man ihm ein paar kleine Logiklücken gern verzeiht. Ein Familienvater und sein Kumpel bekommen das makabere, aber sehr lukrative Angebot, einen Schlüssel aus einem Sarg zu holen. Nachts. Mit Schaufeln auf einem Friedhof. Doch als sie den freigelegten Sarg dann öffnen, werden sie von dem vermeindlich Toten mit einer Waffe bedroht. Und damit geht der wilde Trip erst los. Überraschend, witzig, krass!

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Nun wird es langsam Zeit für die Fantasy-Thriller:

Natürlich hätte ich den „Anschlag„, „Niceville“ und auch „Du stirbst zuerst“ hier einsortieren können, aber da ist der phantastische Anteil nicht im so hoch, wie bei den nun folgenden Romanen. Beginnen wir mit dem langerwarteten letzten Werk von Walter Moers, „Das Labyrinth der träumenden Bücher„, der Fortsetzung von „Die Stadt der träumenden Bücher„. Und ich habe sehnsüchtig auf diesen Roman gewartet! Leider war es dann nicht so befriedigend, wie erhofft, doch auch nicht so schlecht, wie viele Leser gejammert haben. Ja, es fehlte der rote Faden, es wurde erst auf den letzten Seiten spannend und hörte dann mit einem der bösesten Cliffhanger der letzten Jahre auf, aber Weg dahin war einfach wunderbar! Sprachlich ist Moers unbestreitbar ein Genie mit einer beneidenswerten Fantasie! Eine literarische Delikatesse! Also trotzdem genussvoll lesen (und sich an den großartigen Illustrationen erfreuen) und sich auf den dritten Teil freuen, der im nächsten Jahr erscheinen soll!
Ähnlich phantasievoll und schräg, aber von Anfang bis Ende sehr spannend, ist „Grau“ von Jasper Fforde, der erste Teil einer Trilogie. Eine Realität, die in einer Zukunft spielt, in der alle Menschen Farbenblind sind und je nach Farbsichtigkeit einen Rang in der Gesellschaft haben. Irre gut!
Die Flüsse von London“ von Ben Aaronovitch werden auf dem Klappentext leider mit „Harry Potter für Erwachsene“ beworben, aber ich befürchte, das könnte einige Leser von dem Genuss abhalten. Ja, hier lernt ein junger Polizist ein wenig Zauberei, aber da hört die Ähnlichkeit für mich schon auf. Denn er lernt es nicht ihn einer Schule, sondern von einem Vorgesetzen, der einen Nachfolger für ungewöhnliche und magische Vorfälle braucht, die in London so passieren. Ein wilder, durchgeknallter erster Teil einer Romanreihe, der wirklich Spaß macht! Der Autor hat übrigens Drehbücher für „Doctor Who“ geschrieben, was schon viel über den zu erwartenden tollen britischen Humor sagt.
Sehr genial war auch der neueste Roman von Andreas Eschbach. Der „Herr aller Dinge“ ist ein großartiger Roman voller Philosophie und Technik. Herr Eschbach ist eben ein geübter Geschichtenerzähler voll interessanter Ideen, der einem schon nach wenigen Seiten ein so farbenfrohes und lebendiges Kopfkino verschafft, dass man das Buch nicht aus der Hand legen kann. Und wer möchte nicht wissen, wie es möglich wäre, dass alle Menschen auf der Welt gleich reich wären und es somit keine Armut mehr geben könnte? Die Antwort gibt es in diesem Roman, also sofort lesen!

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Jugendbücher, die auch Erwachsenen gefallen:

Über „Saeculum“ hab ich ja schon oben geschrieben, also können wir gleich zu „Wer hat Angst vor Jasper Jones“ von Craig Silvey übergehen, der leider erst im September erscheint. Hhm… also darf ich leider noch nichts darüber schreiben… Nur so viel: WOW!!!!
Gerade frisch erschienen ist „Starters“ von Lissa Price. In einer nicht so fernen Zukunft sind alle Erwachsenen an einem Virus gestorben. Nur die Kinder  („Starters“) und die Alten („Enders“) haben überlebt. Und durch fortgeschrittene Technik können die Alten sich junge Körper „mieten“ und für eine Zeit in ihnen leben. Eine recht böse Satire auf die Gesellschaft, verpackt in einem spannenden Jugendroman – TOLL! (Übrigens auch ein erster Teil, aber soweit in sich abgeschlossen)
Endlich ist der vierte Teil der „Chroniken der Unterwelt„-Reihe erschienen, nämlich „City Of Fallen Angels“ von Cassandra Clare. Hier sollte man die ersten Teile kennen, und wer sie gelesen hat, darf auch die Fortsetzung nicht verpassen!
Die Insel der besonderen Kinder“ von Ransom Riggs ist ein Debütroman, der aus echten (teilweise skurillen) alten Fotografien entstanden ist, die auch alle im Roman abgedruckt sind. Aus dieser Inspriation hat er Autor eine ungewöhnliche und sehr lesenswerte Zeitreisegeschichte ersponnen, klasse!
Eine Art „Thrillerdrama“ für Teenager ist „Tote Mädchen lügen nicht“ von Jay Asher. Zwei Wochen nach dem Tod einer Mitschülerin bekommt Clay ein Päckchen mit 13 Kassetten, auf denen das verstorbene Mädchen die Gründe für ihren Selbstmord hinterlassen hat. Auch er ist einer Gründe. Und er soll das Päckchen nach dem Hören an den nächsten weiterschicken. Ja… die Atmosphäre war sehr gut, es las sich flott weg… aber vielleicht bin ich einfach zu alt, um mich in das Seelenleben eines Teenagers zu versetzen, denn ich fand die Gründe insgesamt etwas schwach. Trotzdem ein interessanter Roman.
Und nun noch kurz zu meiner aktuellen Lieblingskinderbuchreihe: Ja, auch „Gregs Tagebuch 6 – Keine Panik!“ von Jeff Kinney ist einfach unglaublich genial!

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Sonstige schräge u./o. humorvolle Romane und sogar welche über die Liebe:

Ich lese ja so gut wie gar keine Liebesromane (und schon gar nicht solche gruseligen „Freche-Frauen-Romane“), aber hier hatte ich gleich zwei davon am Wickel, die dann doch total meinen Geschmack getroffen haben. Fangen wir mit dem wunderbaren Andrea De Carlo an, von dem ich schon ein paar Jahre nichts mehr gelesen habe und nun von „Sie und er“ enorm begeistert war! Er hat einfach ein enormes Talent für spannende und dreidimensionale Charaktere und interessante philosophische Gedankenspielereien… großartig! Und frei von klebligem Kitsch. Versprochen.
Ebenso wie die „Königskinder“ von Gernot Gricksch, der mich vor Jahren schon mit seinem Roman über „Die denkwürdige Geschichte der Kirschkernspuckerbande“ beeindruckt hat. Er hat großartigen Wortwitz und Wärme, man merkt einfach, wie sehr er seine Figuren mag. Also ebenfalls ein toller Liebesroman für alle, auch für eben für die, die sonst keine lesen!
Ja, es war bestimmt der Titel, der mich dazu gebracht hat, diesen Roman zu lesen: „Das kaputte Knie Gottes“ von Marc Degens. Ich möchte jetzt auch nicht verraten, was es mit dem Knie so auf sich hat, aber es ist ein netter Roman über zwei Freunde, die sich trotz verschiedener Lebenswege nicht aus den Augen verlieren.
Über das „Känguru-Manifest“ von Mark-Uwe Kling kann ich nur sagen: Fast noch besser als die genialen „Känguru-Chroniken„! Kaufen! Lesen! Lachen! Hörbucher auch kaufen! Und sowieso seine Liveauftritte besuchen!
Maria, ihm schmeckt’s nicht!“ von Jan Weiler habe ich jahrelang den Kunden empfohlen, ohne es selbst gelesen zu haben. Einfach, weil so viele Leute davon geschwärmt haben. Und, ja, es ist ein nettes und unterhaltsames Buch, aber ich hatte mir dann nach den vielen Lobeshymnen doch mehr von versprochen.
Sehr positiv überrascht war ich nun von „Gott bewahre„. Von John Niven hatte ich vor Jahren mal „Kill Your Friends“ gelesen, was jetzt nicht sooo meinen Geschmack getroffen hat, aber nach dieser großartigen Satire sind ihm all seine Sünden vergeben: Seit der Kreuzigung sind im Himmel gerade mal ein paar Tage vergangen, in denen Gott im Angelurlaub war. Nun zurück ist er entsetzt, was die Menschheit in den letzten 2000 Erdenjahren so alles angestellt hat, oft auch in seinem Namen. Denn sein einziges Gebot ist „Seid lieb“. Also schickt er seinen Sohn zurück auf die Erde. Wenn man kein Problem mit teilweise deftiger Sprache hat und mal wieder eine absolut gelunge Satire lesen möchte, sollte sofort zuschlagen! Absolute Empfehlung! Und: Seid lieb!

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Die restlichen drei Bücher lassen sich wohl am besten als „Junge Dramen aus Deutschland“ zusammenfassen:

Fangen wir mit dem schlimmsten Roman an. Die „Schossgebete“ von Charlotte Roche. Die „Feuchtgebiete“ hab ich damals nicht gelesen, nur mal reingeblättert. Aber hier dachte ich, ich geb ihr mal ne Chance. Puh… eigentlich war es ein bisschen so, als würde man stundenlang mit einer psychisch angeschlagenen Schulfreundin auf der Couch sitzen, die man schon Jahre nicht mehr gesehen hat, und nun von ihrem Leben erzählt, die redet und redet, sich ständig wiederholt, und eben lauter Probleme und Sorgen hat. Sie tut einem zwar echt leid, aber irgendwann kann man die Jammerei einfach nicht mehr hören. Zumal es auch vom Stil her häufig nicht besser als ein durchschnittlicher Aufsatz eines Gymnasialschülers ist.
Der neue Roman von Frank Goosen, „Sommerfest„, hingegen hat wirklich Spaß gemacht. Ein eher ruhiger und nachdenklicher Ruhrpottroman mit schrägen Figuren und Überraschungen und sehr angenehmen Humor, er hat meine Erwartung voll erfüllt. Jut!
In doppelter Hinsicht kann man hier sagen: Der beste der drei Romane! „Fast genial“ ist nämlich auch das dritte Werk von Benedict Wells. Obwohl, „Becks letzter Sommer“ hat mich damals auch sehr begeistert. Der Unterschied hier ist nun, dass der Roman in den USA spielt. Der Grundgedanke beruht auf einer wahren Begebenheit, nämlich, dass in einer Samenbank in den 80er Jahren Genies gezüchtet werden sollten. Eines der Kinder, das innerhalb des Experiments gezeugt wurde, macht sich als junger Mann gemeinsam mit einem Freund und einer Freundin auf die Suche nach seinem Vater. Absolut lesenswert!

Unglaublich, ich hab es geschafft! Und wer diesen Text nun sogar komplett gelesen hat, hat meinen vollen Respekt und sich einen Keks verdient! 😉

Seit bald einem Jahr führe ich neben meinen ganzen anderen Notiz- und Tagebüchern auch eine Art Skizzen-Tagebuch (das hier), in dem ich mich meistens mit den genialen Copic-SP-Multilinern (sauteuer, aber die Anschaffung lohnt sich!) und Aquarelltusche austobe. Wenn es voll ist, will ich auch mal so ein schickes „Durchblätter-Video“ aufnehmen. Nun dachte ich mir, dass ich ja bis dahin ab und an mal ein Bild hier zeigen kann: Das hier entstand am vergangenen Sonntag auf dem Balkon, der Blick von meiner Gammelecke aus.

Vor ein paar Wochen hab ich mir, nachdem mir das Zeichnen mittlerweile wieder so viel Spaß macht, dieses inspirierende Buch zugelegt:

An Illustrated Life“ von Danny Gregory

Danny Gregory hat sich einen Traum erfüllt und ein Buch herausgebracht, auf das er selbst sein Leben lang wartete: 50 Künstler (Illustratoren, Grafiker usw.) aus der ganzen Welt lassen sich in (und auf) ihre Skizzenbücher gucken und erzählen kurz etwas über ihr Leben und ihre Beziehung zu ihrem „Sketchbook“. Mit unter 15 Euro (Preis von 19,99$ kann mit Dollarkurs etwas schwanken) für 266 Seiten ein extrem guter Preis und eine echte Schatzkiste für Interessierte!

Wieder ein paar frische Romane, die es geschafft haben, mich so gut zu unterhalten, dass ich sie ausgelesen habe:

Still Missing von Chevy Stevens

Ein netter Psycho-Pageturner: Annie (Anfang 30), wird bei einer öffentlichen Hausbesichtigung von einem Fremden entführt. In einer kleinen Hütte im Wald will er mit ihr eine Familie gründen.
Allerdings weiß der Leser gleich auf der ersten Seite, dass sie flüchten konnte, denn der Roman besteht aus Berichten an ihre Therapeutin. Das kostet den Thriller zum Glück keine Spannung, man bleibt von Anfang bis Ende gespannt wie ein Flitzebogen, und hat er einige Überraschungen und Wendungen in petto. Der leicht schnodderige Schreibstil sorgt dafür, dass man flott durch die Seiten rutscht. Spannende Sommerlektüre für den Balkon!

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Nächtliche Vorkommnisse von William Gay

Noch ein Psychothriller, doch sprachlich deutlich anspruchsvoller. Ein schwüler Sommer in den 50er Jahren in Tennessee. Die Geschwister Kenneth und Corrie finden heraus, dass sich der örtliche Bestatter an den Leichen vergeht. Da dieser sein ausgefallendes Hobby mit Fotografien dokumentiert, stehlen sie diese Beweise, um ihn zu erpressen. Doch statt zu bezahlen, heuert er einen Killer an, der Jagd auf die Jugendlichen macht.
Dorfpsychos, schräge Einsiedler, ein gnadenloser Verfolger und grandiose Landschaftsbeschreibungen; eine kleine dreckige Perle mit einer so dichten Atmosphäre, dass einem manchmal fast die Luft wegbleibt!

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The Tokyo Diaries von David Schumann

Was man so erleben kann, wenn man als Deutscher für zwei Jahre nach Japan zieht, berichtet David Schumann in seinem Tagebuch. Meistens unterhaltsam und interessant, manchmal etwas zäh, weil der Alltag auch in Japan irgendwann von Wiederholungen nicht verschont bleibt: Studieren ist anstrengend, durchzechte Nächte und Musik gibt es reichlich (was manchmal beim Studieren stört), Japaner (besonders die Japanerinnen) sind in vielen Dingen anders (bis sehr merkwürdig) und sein Job als Model (den er durch Zufall bekommt) eine Mischung aus anstrengend und merkwürdig. Lesenswerter Trip!

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Alles über Lulu von Jonathan Evison

Hier war es garantiert nicht das Cover, sondern der Klappentext, der meine Neugier geweckt hatte. Dort wurde der Roman mit Irvings „Hotel New Hampshire“ verglichen und davor gewarnt, dass einen gleich der erste Satz „gefangen nehmen“ werde. Also hab ich den ersten Satz gelesen: „Zuerst erzähle ich euch den ganzen David-Copperfield-Mist, und ich denke nicht daran, mich dafür zu entschuldigen, nicht für einen Absatz.“
Und dann habe ich den ganzen Roman gelesen. Und war begeistert! Mehr kann ich leider nicht ins Detail gehen, da er erst Mitte August erscheint und noch keine Rezensionen veröffentlich werden dürfen.
Aber ein bisschen was zum Inhalt, wie er auf dem Klappentext und in Voranzeigen jetzt schon zu lesen ist: Will ist 7 Jahre alt, als seine Mutter stirbt. Sein Vater, ein ehrgeiziger Bodybuilder, heiratet eine Weile später, dadurch bekommen Will und seine beiden Brüder eine Stiefschwester. Sie wird seine beste Freundin und seine große Liebe. Doch als sie aus dem Sommercamp zurück kehrt, ist sie völlig verändert. Vormerken und dann lesen!

Durch eine Krankschreibung und ein bisschen Urlaub hatte ich jede Menge Zeit zum Lesen. Und ich habe sie genutzt… 😉

Clockwork Angel – Die Chroniken der Schattenjäger 1“ von Cassandra Clare

Nach dem großen Erfolg der „Chroniken der Unterwelt„-Trilogie (von der im November ein vierter Teil erscheint) (womit es ab dann Tetralogie heißen muss), hat Frau Clare sich nun an die Vorgeschichte der Schattenjäger gemacht. Auch hier ist schon mal das Cover wieder der Hammer! Aber nun zum Inhalt:
Wir befinden uns im Jahre 1878. Die 16jährige Waise Tessa reist nach dem Tod ihrer Tante nach London zu ihrem Bruder. Doch dort wird sie gleich von zwei merkwürdigen Frauen entführt und eingesperrt, die behaupten, Tessa hätte das Talent zur Gestaltwandlerin und sie ausbilden wollen. Erst dann würde sie ihren Bruder wiedersehen.
Dank der Schattenjäger kann sie fliehen, aber weiß noch immer nicht, wo sich ihr Bruder befindet. Und warum sie die Gabe (oder den Fluch) hat, ihre Gstalt zu verändern.
Wieder ein spannender Lesegenuss, der nur durch zwei Punkte getrübt wurde:
1. Auch wenn die Geschichte etwas anders ist, gleichen sich die Figuren mit denen der Unterweltchroniken schon sehr. Da hätte ich mich über ein bisschen mehr Kreativität der Autorin gefreut. Handwerklich war es wieder einwandfrei, der Stil flüssig und lebendig, mit einem guten Schuss Humor.
2. Die Übersetzer hätten etwas weniger Kreativität an den Tag legen sollen. Die Wortschöpfung „Klockwerk“, die das Werk durchzieht, geht mal gar nicht! Entweder hätten sie es bei „Clockwork“ belassen sollen oder eben die normale deutsche Übersetzung „Uhrwerk“ wählen sollen.
Also wer die Unterweltchroniken mochte, wird auch mit dieser neuen Trilogie (soweit ich weiß) gut unterhalten. Natürlich bleiben am Ende dieses ersten Bandes so viele Fragen offen, dass ich jetzt schon auf den zweiten Band lauere.

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Herr Mozart wacht auf“ von Eva Baronsky

Was wäre, wenn Mozart durch mysteriöse Umstände im heutigen Wien landen würde? Dieser Zeitreisengedanke wird sehr unterhaltsam in „Herr Mozart wacht auf“ durchgespielt.
Im Dezember 1791 liegt Mozart auf dem Sterbebett und erwacht 2006 in einem fremden Bett. Natürlich ist seine Verwirrung groß: Wo ist er hier gelandet? Die moderne Welt bietet einiges an Überraschungen! Er begreift es als Chance, sein unvollendetes Requiem zu beenden. Schnell findet er einen Freund, bei dem er unterkommen kann, und dank seines Talents auch die Möglichkeit, sich ein wenig Geld zu verdienen.
Dieser intelligente Debütroman macht wirklich Spaß!

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Raum“ von Emma Donoghue

Hier kann ich leider noch nicht viel erzählen, denn der Roman erscheint erst im August. Nur so viel:
Ein Junge erzählt von seinem fünften Geburtstag. Er und seine Mutter leben schon immer im „Raum“. Wenn der Mann kommt, muss er sich im Schrank verstecken.
Ein psychologisch sehr spannender Roman, über ein Schicksal, ähnlich der Fälle Kampusch und Fritzl, und das Leben der Opfer nach der Freilassung.

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Schweinehunde“ von Lotte und Soren Hammer

Zwei Kinder entdecken in einer Turnhalle fünf bestialisch ermordete Männer. Kommissar Konrad Simonsen und sein Team haben nicht nur die schwere Nuss zu knacken, was dort passiert ist, sondern auch gegen die modernen Medien zu kämpfen, die aus den Mordfällen eine Botschaft machen, die schnell zum gefährlichen Selbstläufer mutieren könnte.
Mehr möchte ich an dieser Stelle gar nicht verraten. Der Roman hebt sich mit dieser Thematik vom Thrillereinheitsbrei ab, denn neben der recht realistischen Recherchearbeit geht es auch um die Macht der Medien und das brisante Thema Selbstjustiz.
Ein spannender Thriller aus Dänemark, flott und flüssig geschrieben, mit interessanten Figuren, der zum Nachdenken anregt.

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Gute Geister“ von Kathryn Stockett

Mississippi in den 60er Jahren. Jeder Weiße, der was auf sich hält, hat schwarze Hausangestellte. Skeeter, eine 22jährige weiße Frau, ist gefrustet und entsetzt, wie ihre Mutter und ihre Freundinnen mit den Angestellten umgehen. Also beschließt sie, ein Buch über das wahre Leben der schwarzen Angestellten zu schreiben. Nun brauch sie nur noch Frauen, die den Mut aufbringen, über ihre Arbeit und ihr Leben zu berichten. Was gar nicht so leicht ist, in einer Zeit, in der ein Schwarzer oft schon zu Tode geprügelt wird, wenn er nur mal die falsche Toilette benutzt.
Ein großartiger Roman und eine aufregende Geschichtesstunde! Ähnlich wie „Die Farbe Lila“ und „Grüne Tomaten“ kommt er ohne viel Kitsch und Liebesgeschichten aus, sondern erzählt mitreissend die Geschichten von drei starken Frauen in Zeiten der extrem rassistischen Südstaaten.

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Boy 7“ von Mirjam Mous

Ein Junge erwacht in einer einsamen Gegend und weiß weder wo, noch wer er ist. Neben sich findet er nur einen Rucksack mit einem Handy. Auf der Mailbox ist eine Nachricht, von ihm selbst, die ihm rät, auf keinen Fall die Polizei zu rufen. Ein fremdes Mädchen, das gerade mit ihrem Wagen vorbei kommt, nimmt ihn mit. Aber wem kann er trauen? Und was ist passiert?
Kein Knüller, aber ein solider Jugendthriller ab 13 Jahren.

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1Q84“ von Haruki Murakami

Hui, ein schöner dicker Murakami! Schon in dieser Ausgabe besteht er aus zwei Teilen (in Japan erschienen sie in zwei Büchern), aber erst am Ende musste ich feststellen, dass es noch einen dritten Teil gibt, der im Oktober erscheint. Das offene Ende war wirklich gemein!
Wir verfolgen abwechselnd das Leben von Aomame und Tengo, beide um die 30 Jahre alt. Aomame hat einen ungewöhnlichen Job, aber die Überraschung möchte ich keinem Leser verderben. Tengo bekommt den Auftrag, ein ungewöhnliches Manuskript zu überarbeiten. Und so geht es weiter mit ungewöhnlichen Dingen im Leben der beiden Protagonisten. Und am Himmel stehen zwei Monde, die niemand zu bemerken scheint.
Ein grandioser Lesegenuss mit über 1000 Seiten (im Teil 3 kommen noch 550 dazu), den ich im Leserausch an einem Tag durchgeschwartet habe. Absolute Empfehlung!

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Das Ende der Geschichten“ von Scarlett Thomas

Nachdem mich ihre beiden anderen Romane „Troposphäre“ und „PopCo“ begeistert haben, wartete ich schon sehnsüchtig auf „Das Ende der Geschichten“. Aber war letztendlich etwas enttäuscht. Es las sich wie erwartet gut und war voller philosophischer Ideen, aber mir fehlte der rote Faden und damit die Spannung. Ein wiederkehrendes Thema im Roman ist die „Geschichte ohne Geschichte“, was Scarlett Thomas wohl gleich mal ausprobiert hat. Überhaupt hatte man manchmal den Eindruck, dass sich die Hauptprotagonistin Meg und die Autorin mit dem gleichen Problem rumplagen: Ich würde gern einen Roman schreiben, aber weiß noch nicht genau worüber und in welchem Stil.
Ein netter Lesestoff für Zwischendurch, wenn man die anderen Romane von ihr kennt und mag. Wer noch nichts von ihr gelesen hat, sollte lieber zur „Troposphäre“ greifen.

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Der Märchenerzähler“ von Antonia Michaelis

Dieser Jugendroman war eine Überraschung: Ich erwartete einen Fantasyroman (wg. Cover + Titel) und bekam eine Mischung aus Krimi und Gesellschaftsroman mit kleiner Märcheneinlage. Enttäuscht war ich nicht, denn das Ganze las sich locker und war spannend: Anna verliebt sich in den Schulaußenseiter Abel, von dem gemunkelt wird, er wäre ein Dealer. Sie findet heraus, dass er allein mit seiner kleinen Schwester lebt und freundet sich mit den beiden an. Die Mutter der Geschwister ist verschwunden und Abel wartet sehnsüchtig auf seinen 18. Geburtstag, damit das Jugendamt die beiden nicht trennen kann. Seiner kleinen Schwester (und bald ist auch Anna gespannte Zuhörerin) erzählt er nach und nach ein Märchen, in dem sich fiktive und reale Ereignisse vermischen. Auch die Morde, die in ihrem Umkreis passieren. Hat Abel etwa damit etwas zu tun?
Ein spannende Geschichte, gut geschrieben, mit der tollen Märcheneinlage, aber auch ein paar sehr zweifelhaften Aussagen für eine Teenagerlektüre. Das da geraucht wird, fand ich nicht schlimm, aber es passiert zum Beispiel eine sehr überraschende und eigentlich unverzeihliche Sache, die von Anna recht schnell hingenommen und verziehen wird. Auch die Auflösung war… hhm…

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Der heilige Eddy“ von Jakob Arjouni

Noch ein dünnes Büchlein von Herrn Arjouni, das sich an einem Abend auf dem Balkon so weggelesen hat. Die Krimikomödie handelt von Eddy, der sich in Berlin als Trickdieb durchschlägt. Mehr durch Zufall tötet er in seinem Treppenhaus einen der meistgehassteten Prominenten Berlins, den Großverdiener Horst König. Weil dessen Bodyguarts vor der Haustür stehen, steht Eddy nun vor dem Problem: Wohin mit der Leiche?
Sehr unterhaltsamer und flüssiger Lesestoff!

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Eine Klasse für sich“ von Scarlett Thomas

Was liegt, nach der etwas enttäuschenden Lektüre ihres letzten Romans näher, als zu ihrem ersten zu greifen? Weil ich den zum Geburtstag bekommen habe, konnte ich auch gleich anfangen. Hier war es wieder eine „Geschichte mit Geschichte“, was ich sehr begrüßt habe, leider mit weniger philosophischen Gedanken, als in ihren späteren Romanen. Was man aber von einem Thriller auch nicht unbedingt erwarten muss.
Lily kehrt nach einer zerbrochenen Beziehung zurück in ihre Heimatstadt und arbeitet dort als Dozentin für Kriminalliteratur. Noch vor ihrer Ankunft passiert ein brualer Mord an einer Studentin und kurze Zeit später stirbt ein Student. Da sie kurz vor seinem Tod noch mit ihm gesprochen hat und sich schuldig fühlt, ihn allein gelassen zu haben, beschließt sie, die Morde selbst zu aufzuklären.
Sehr spannender und unterhaltsamer Debütroman von der damals 26jährigen Scarlett Thomas (der leider momentan vergriffen ist)!

Sorry an jedes Suchmaschinenopfer, das wegen des Betreffs etwas über Fußball erwartet hat. 😉

Cherryman jagt Mister White

Veröffentlicht: 26. Mai 2011 in Literatur, Rezensionen, Wortschatz

Cherryman jagt Mister White“ von Jakob Arjouni

Habe ich schon mal erwähnt, dass ich eine Schwäche für Romane von Diogenes habe? Wenn man mich nach meinem Lieblingsverlag fragen würde, würde ich wohl spontan Diogenes sagen. Ich mag die Auswahl der Autoren und die Cover. Und es ist der einzige Verlag, dessen Bücher bei mir zusammen stehen dürfen – alle anderen sind nach Genre und Autoren sortiert auf die Räume verteilt.

Aber kommen wir nun zu dem neuen Roman von Jakob Arjouni, ein dünnes Büchlein mit 168 Seiten, das es in sich hat!

Der 18jährige Rick schreibt einen Bericht für den Kriminalpsychologen Dr. Layton. Über das, wofür er verhaftet wurde, was ihn nachts in seiner Zelle nicht schlafen lässt, weil die Bilder immer wieder kommen, und wofür ihn die Presse als „Massakerman“ bezeichnet. Was passiert ist, erfahren wir nun nach und nach.

Ich hatte die vier schon von weitem gesehen und gehofft, sie wären zu beschäftigt oder zu blau, um mich zu bemerken. Heiko, Mario, Robert und Vladimir. Statt wie üblich die Abkürzung über die Wiese zu nehmen, folgte ich dem Kiesweg und machte einen weiten Bogen um sie. Aber ich hatte nicht bedacht, wie laut der Kies an einem windstillen, trockenen Tag unter meinen Schritten knirschen würde.“ (S. 9)

Rick lebt in einem Kaff in Brandenburg, nahe bei Berlin, bei seiner (nicht leiblichen) Tante Bambusch. Seine Eltern sind bei einem Autounfall verstorben. Seit einem Jahr sucht er schon nach einer Lehrstelle. Nun machen ihm ausgerechnet die vier Jungs, denen er lieber aus dem Weg geht (nicht zuletzt, weil sie aus Spaß seine Katze getötet haben), ein Angebot: Sie kennen jemanden, der einen Gärtnerlehrling sucht. In Berlin. Zwar ist ihm dieser Pascal, der die Lehrstelle vermittelt, unsympathisch, aber für diese traumhafte Chance nimmt er das in Kauf. Auch das merkwürdige politische Gequatsche über Nationalstolz und die Ankündigung, dass er ihm für den Job einen Gefallen schuldig ist. Bis er dann eine Weile später, wo er Spaß bei der Arbeit und sich in die hübsche Gemüsehändlerin Marilyn verliebt hat, erfährt, was er dafür tun muss…

Wow, ein knackiger und absolut glaubwürdiger Roman, der unter die Haut geht! Sehr empfehlenswert!

So was von gut!

Veröffentlicht: 25. Mai 2011 in Literatur, Neuerscheinungen, Rezensionen, Wortschatz

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So was von da“ von Tino Hanekamp

Ich befürchte, ich bin wach. Blicke auf eine Bierflasche, in der zwei Kippen schwimmen und ein Käfer. Brutalkopfschmerz. Auf dem Heizungsrohr ein Pelz aus Staub. Extrembrechreiz. Draußen knallt’s. Schließe die Augen. Es knallt noch mal. Was für ein beschissener Anfang.“ (S. 9)

So die ersten Sätze. So die ersten Minuten des 31. Dezembers, an dem wir den 23jährigen Oskar Wrobel begleiten, vom Aufwachen bis zum Blackout (bzw. dem Epilog, der ein paar Jahre später spielt).
In der Nähe der Hamburger Reeperbahn betreibt Oskar einen Club, der am nächsten Tag für immer geschlossen wird. An diesem letzten Abend soll es nochmal richtig abgehen. Doch plötzlich hat er nicht nur mit der Organisation alle Hände voll zu tun, sondern auch mit dem brutalen Kiezkalle, der Geld von ihm möchte, eine Menge Geld!, einem besten Freund, der seinen Ruhm als Musiker nicht verkraftet, und die immer wiederkehrenden Gedanken an Mathilda, seine Exfreundin…
Sehr nett fand ich übrigens, dass „Betty Blue“ von Djian als Lieblingsbuch von Oskar und Mathilda erwähnt wird!

Ein wilder und lebendiger Roman, großartig geschrieben und so stimmungsvoll wie eine unvergessliche durchzechte Nacht! Und Tino Hanekamp weiß wovon er schreibt, denn er ist Betreiber des Musikclubs „Uebel & Gefährlich“ in Hamburg. Hier gibts ein Interview mit ihm über den Roman.
Übrigens sind die Seiten 286 – 300 mit Absicht nicht bedruckt (ich hab beim Verlag nachgefragt, weil ich zu dem Zeitpunkt noch keinen Hinweis darüber im Netz gefunden habe – hätte ja auch ein Druckfehler sein können).