Mit ‘Rezensionen’ getaggte Beiträge

Liegt es an der dunklen Jahreszeit? Oder dieser unangenehmen weltpolitischen Stimmung? Oder war es einfach mal wieder höchste Zeit? Eigentlich egal. Ich verschlinge momentan mit größtem Vergnügen einen Horror-Roman nach dem nächsten und ein Ende ist noch nicht abzusehen. Auf meinem bisherigen Trip habe ich nun einige mir bisher unbekannte Autoren und kleine Verlage (z.B. den Luzifer Verlag sowie den mir bereits bekannten Festa Verlag) für mich entdeckt, die zu diesem Thema eine sehr gute Auswahl bieten.
Habt Ihr Lust, mehr über meine düsteren Ausflug durch die Horrorliteratur zu erfahren? Dann folgt mir bitte. Aber Achtung, ich zeige Euch ein paar echt unheimliche Ecken!

Es ist ja nicht so, dass Horrorliteratur für mich ein Neuland wäre, aber gerade in meiner Zeit als Buchhändlerin habe ich schon darauf geachtet, meinen Lesekonsum möglichst weitgestreut zu halten. Mal einen Thriller, mal einen normalen Roman, mal ein Jugendbuch, mal eine Horror- oder Fantasy-Geschichte… Seit meinem Berufswechsel vor bald zwei Jahren kann ich meinen Konsum nun ohne schlechtes Gewissen frei gestalten. Wie jetzt gerade.
Nach dem nun Stephen King (gemeinsam mit Sohn Owen) mit „Sleeping Beauties“ nicht so ganz meine hohen Erwartungen erfüllen konnte, las ich eine Weile später das von ihm empfohlene „HEX“ von Thomas Olde Heuvelt. Während das King-Gespann zwar eine sehr interessante Idee als Ausgangspunkt hatte (weltweit wachen die schlafende Frauen nicht mehr auf und die Männer sind darum mehr oder weniger auf sich allein gestellt), aber diese nicht wirklich spannend ausgeschöpft hat, hat mich „HEX“ sowohl mit seiner Idee, als auch deren Umsetzung, von Anfang bis Ende überzeugt. In diesem Roman geht es um die kleine Stadt Black Spring, in der die Hexe Katherine zu Hause ist. Sie lebt dort nicht in einem gruseligen Hexenhaus, das von den Kindern gemieden wird, nein, sie wandert einfach durch die Stadt und seine Gebäude. Behangen mit Ketten und die Augen und der Mund sind zugenäht, um mögliche Verhexungen zu vermeiden. Da kann es also vorkommen, dass Katherine, wie am Anfang der Geschichte, plötzlich in einem Zimmer steht. Die dort lebende Familie hängt ihr einfach ein Tuch über den Kopf und geht zum Alltag über. Befindet sich Katherine mal auf einem öffentlichen Platz, an dem Touristen auftauchen könnten, wird ihr Auftritt von der Gemeinde sofort (oft sehr fantasievoll) vertuscht. Doch ungefährlich ist sie trotzdem nicht und alle Bewohner von Black Spring müssen mit dem Fluch leben, dass sie niemals für länger Zeit die Stadt verlassen können und mit Ortsfremden nicht über die Hexe reden dürfen. Doch dann passieren ein paar Dinge, die dieses wackelige Sicherheitskonstrukt ins Wanken bringen und auf einmal sind die Hexe sowie die gesamte Kleinstadt außer Kontrolle.
Eine wirklich spannende und angenehm gruselige Atmosphäre, von der ersten bis zur letzten Seite! Interessant ist auch, dass die Geschichte vom Autor bereits in den Niederlanden veröffentlicht und für diese internationalere Fassung überarbeitet und mit einem neuen Ende versehen wurde. Das Ende in dieser Version war sehr passend, doch mich würde natürlich auch das andere Ende sehr interessieren! Wer also etwas darüber weiß, darf sich sehr gerne bei mir melden!

hex

Meine nächste Station war „Das Haus der Monster“ von Danny King. Nein, weder verwandt noch verschwägert, soweit ich weiß. Höchstens Seelenverwandt, denn auch hier werden dem Leser im unterhaltsamen Plauderton unglaubliche Geschichten erzählt – und man hört sehr gern zu!
John Coal muss erkennen, dass er nun der alter Sonderling in seiner Stadt ist. Wie konnte denn das passieren? Als ein paar Nachbarsjungen in seinem Haus einbrechen, lässt er sie nicht gehen und erzählt ihnen Geschichten. Besser gesagt: Geschichten aus seinem unheimlich(en) ereignisreichem Leben. Nicht nur diese Geschichten, auch die Rahmenhandlung sind sehr unterhaltsam und angenehm gruselig. Das weckte meinen Hunger nach mehr!

Haus der Monster

Also landete ich im „December Park“ von Ronald Malfi. Nicht nur, dass ich den Autor ständig „Roland“ nennen möchte, wie Kings Hauptfigur in der „Der dunkle Turm„-Reihe, auch sonst gibt es hier wieder einen Bezug zu Stephen King (der auch namentlich im Roman erwähnt wird). Die Geschichte erinnerte mich an „Die Leiche“ / „Stand by me“. Nur, dass wir hier nicht in den 60ern, sondern den 90ern ein paar Jungs kennenlernen und durch eine abenteuerliche Zeit begleiten. Auch in diesem Roman gibt es keine übersinnlichen Elemente, es ist eher ein Coming-of-Age-Thriller.
In der kleinen Stadt Haring Farms verschwinden innerhalb kurzer Zeit mehrere Jugendliche, von denen angenommen wird, dass sie einfach nur abgehauen sind. Doch als die Leiche eines Mädchens gefunden wird, kommt der Verdacht auf, dass die verschwundenen Teenager einem Serienkiller zum Opfer gefallen sind, den die Presse „Piper“ tauft. Unsere Jungs wollen den Fall auf eigene Faust aufklären, was sie natürlich selbst in Gefahr bringt.
Ich war total begeistert und echt traurig, als der wilde Trip durch diese spannende Geschichte vorüber war! Der Autor darf wirklich mit dem guten King verglichen werden, denn die Figuren sind sehr dreidimensional gezeichnet und wachsen einem schnell ans Herz. Absolute Leseempfehlung!

December Park

Also war die „Nachtparade“, ebenfalls von Ronals Malfi, eine logische nächste Wahl. Auch hier ein King-Vergleich gefällig? Nicht ganz so episch wie „The Stand“ / „Das letzte Gefecht“, doch in der „Nachtparade“ geht es ebenfalls um einen Virus, der den Großteil der Menschheit umbringt. Wir beginnen auf der ersten Seite in der Mitte der Geschichte, die zwischen der nahen Vergangenheit (als der Virus ausbrach) und der Gegenwart, in der ein Vater mit seiner Tochter allein auf der Flucht ist, springt. Also dauert es eine Weile, bis man herausfindet, was passiert ist und wohin die Reise gehen soll. Am Anfang befürchtete ich, schnell gelangweilt zu werden, schließlich gab es dieses Thema schon häufiger in Büchern und Filmen, doch Malfi hat mich mehrmals mit interessanten Gedanken und raffinierten Ideen überrascht.
Also kann ich auch die „Nachtparade“ (was es mit dem Titel auf sich hat, wird im Laufe der Geschichte verraten) sehr empfehlen!

nachtparade

Meine nächste Lesestation war der „Der Höllenexpress“ von Christopher Fowler. Dieser Lesetrip ging mehr in die Richtung „Horror“, als die vorherigen. Ja, es gab Splatter, ja, es gab spritzendes Blut und gerne mal fliegendes Gedärm, doch es gab auch jede Menge Humor!
Und das alles in mehreren Geschichtenfäden, die kunstvoll miteinander verwoben sind: Da hätten wir die Hammer-Studios in den 60ern, einst bekannt für Verfilmungen wie „Dracula“ mit Christopher Lee, dann ein kleines Mädchen um 1900, das ein merkwürdiges Spiel entdeckt, und letztendlich den Höllenexpress selbst, im Jahr 1916, dessen Fahrgäste eine wahrhaft höllische Fahrt erleben.
Man kann ihn beim Lesen direkt sehen, diesen quitschbunten Horror aus den Horrorfilmen der 60er- und 70er Jahre: wild, oft frivol, schräg, überraschend, humorvoll! Ja, die Fahrt war höllisch gut und machte verdammt viel Spaß!

Höllenexpress

Sofort folgte der Wechsel zum nächsten Autor. Sollte mein guter Lauf an guten Horror-Romanen anhalten? Aber klar, mit „Die Opferung“ von Graham Masterton hatte ich zum Glück wieder einen Treffer gelandet. Der Brite wurde in den Rezensionen mehrfach als „Großmeister des Horror“ gefeiert, was ich nun durchaus bestätigen kann.
Der Roman ist eine Homage an den Cthulu-Mythos von H.P. Lovecraft und ich wurde wieder sehr positiv überrascht. Die Geschichte handelt von David Williams, der mit seinem Sohn in ein Haus zieht, um dieses im Auftrag der abwesenden Besitzer zu renovieren. In diesem Haus passieren merkwürdige Dinge (bewegen sich Menschen auf Fotografien und ist da eine riesige Ratte mit menschlichem Gesicht auf dem Dachboden?). Doch vor allem gibt es unerklärliche Lichter und grauenvolle Geräusche in der Nacht…
Mein Wissen über den Cthulu-Mythos ist begrenzt, vielleicht hab ich dadurch einige Parallelen nicht mitbekommen, aber dieser Roman hier war wirklich spannend, unheimlich, brutal und faszinierend! Was mir besonders gefallen hat, war, dass auch hier eine recht bekannte Grundstory („gruseliges Haus“) sich als total unvorhersehbar und überraschend entpuppte. Wieder eine absolute Leseempfehlung!

Die Opferung

Mit welchem Buch ich meinen Horror-Trip fortgesetzt habe? Mit einem weiteren Roman von Graham Masterton, nämlich „Die Schlaflosen“. Das war bisher die heftigste Horrorstory auf meiner aktuellen Lesetour der finsteren Art. Aber auch nicht härter als Cody McFadyen (nebenbei bemerkt, sein letzter sehr sehr lang erwarteter Roman „Die Stille nach dem Tod“ war eine echte Enttäuschung).
Es beginnt mit dem Helikopterabsturz eines frisch ernannten Bundesrichters und seiner Familie, die den Absturz zwar überlebt haben, aber dann von einem Unbekannten verstümmelt und ermordet werden. Später werden die Leichen entdeckt, nur die Tochter ist verschwunden. Stecken dahinter die geheimnisvollen „weiß-weißen“ Männer mit den Sonnenbrillen? Die Versicherungsgesellschaft lässt den Unfall untersuchen. Der zuständige Ermittler hat jedoch mit seinen ganz eigenen Dämonen zu kämpfen und stößt auf mysteriöse Zusammenhänge.
In dieser Geschichte gibt es viele rote Fäden, die kunstvoll miteinander verwoben sind und in einem großen Finale zusammentreffen. Spannend, brutal, mystisch und ebenfalls ein wirklich lesenwertes Horrorabenteuer!

schlaflosen

Was als nächstes kommt? Schauen wir mal…

In diesem Sinne: Lange Tage, angenehme Nächte und süße Träume… bis bald!

 

 

 

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